Am 5.5. (also von hier aus gestern) war der „Tag des herzkranken Kindes“. Ich hätte den 5.5.22 also als Geburtstermin aus doppelter Hinsicht ganz charmant gefunden. Aber der Professor hatte irgendwie andere Kriterien im Kopf, und der Bauchbewohner ist auch irgendwie noch gerne in seinem laufenden Aquarium. Also…spoiler…der 5.5.22 ist es nicht geworden.

Seit fünf Tagen bin ich nun schon hier in der Aachener Uniklinik, damit ich nicht „irgendwo“ von der Geburt überrascht und mit dem Hubschrauber hergeflogen werden muss.

Und ich bin echt baff darüber, was für tolle Hebammen, Pfleger*innen und Ärzte hier die Patient*innen versorgen. Und auch baff darüber, wie alt die Ausstattung hier ist. Über das Grün und den Industrie-Charme hatte ich ja schon berichtet. Die Bettgestelle sind ebenso grün und alles andere Interieur auch.

Und die Klinik ist eine Gesundheitsfabrik. 8 Mal Blutzucker messen am Tag. 3 Mal CTG am Tag. Überwachung pur für mich und den Bauchbewohner. Was mir super Sicherheit gibt, denn ich habe ja keinen „gewöhnlichen“ Bauchbewohner.

Und nun wird in ganz NRW an den Kliniken gestreikt. ?

Wir bemerken hier auf der Station schon, wie knapp das Personal ist. Und ich bin auch echt froh, dass ich noch fit und schwanger bin und nicht auf  die Versorgung der Pfleger*innen angewiesen bin. Aber, dass jetzt der Streik über den Geburtstermin unseres Bauchbewohners mitentscheidet, das hatte ich irgendwie nicht gedacht. ?‍♀️

Danke Danke, liebe Deutsche Gesundheitspolitik. Das darf doch alles wohl nicht wahr sein!

Es ging heute im Gespräch mit dem Professor und dem Kreißsaal-Arzt darum, wie denn diese Schwangerschaft endet. Fazit des Gesprächs war, dass so lange wie möglich an einem „normalen“ Einleitungsvorgang festgehalten wird. Nur wenn der dicke Bauch voller Fruchtwasser dem im Wege stünde, könne man mit Punktationen Abhilfe schaffen. Wahnsinn, denn das wären Interventionen – also Eingriffe in den natürlichen Verlauf einer Geburt – die eine „normale“ Geburt eigentlich erst ermöglichen! Was die alles können hier, schon cool.

Und nun der Haken: Bevor die Geburt eingeleitet wird, muss aber die Situation für den Bauchbewohner geklärt werden. Zwar ist eine normale vaginale Geburt völlig problemlos für ihn. ABER er braucht danach eine Unterkunft auf der Kinderintensivstation. Und  die Plätze sind derzeit rar. Der Pflegekräftemangel plus Streik bestimmen also indirekt über den Geburtstermin mit. ?

Sollte kein Bett vorhanden sein, würde man über eine Punktation versuchen Fruchtwasser abzulassen und so die Geburt noch weiter herauszögern. Setzen aber vorher Wehen ein, dann werde ich ausgeflogen. In ein Herzzentrum, in dem nicht gestreikt wird, also alles außerhalb von NRW. Ich sehe  es schon kommen, ich werde doch  mit Wehen im Hubschrauber liegen!  Und dann die Geburt alleine in einem fremden Krankenhaus meistern müssen…weil so schnell kann der Mann ja nun auch nicht hinterher!

Danke Danke, liebe Deutsche Gesundheitspolitik. Das darf doch alles wohl nicht wahr sein!

Ich fühle mich dennoch gut aufgehoben. Denn im Vorfeld Eventualitäten durchspielen ist genau mein Ding. Auf (fast) alles vorbereitet sein und immer einen Plan B, C oder D haben. Sehr gut.

Und trotzdem finde ich, dass es jetzt doch mal reichen sollte, oder? Die ein oder andere Komplexität weniger, würde  mir und meinem Gemüt schon gut tun. ?

Und nun warte ich das Wochenende ab und die Nachricht, ob und wann es hier ein Bett für den kleinen Bauchbewohner gibt…

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