Erst mal vorweg: Nein, heute am Tag nach den turbulenten Fortschritten, gab es keinen Rückschritt! Sogar der Blasenkatheter wurde gezogen und ein paar letzte Medikamente weiter heruntergesetzt! Also stand in puncto Herzkind heute alles auf „Entspannung“.

Ich merke, wie ich an solchen Tagen wieder tiefer atmen kann und konzentriere mich auch manchmal echt darauf. Denn im Stress, dauernd mit Maske, dauernd in Sorge…da atmet man gefühlt kaum noch. Also nochmal: Tief durchatmen! Tut gut, gell?

Heute haben wir gemeinsam und doch gestaffelt Energie gesammelt in unserem Dorf. Man sagt ja, es braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen. Ich mag das Wort erziehen ja nicht besonders, aber es ist ja ein Zitat. Also, um ein Kind bei seiner Entwicklung zu begleiten braucht es ein ganzes Dorf. Und um ein so besonderes Kind zu begleiten, braucht es ein „Dorf+ mit Sternchen“.

Teile unseres „Dorf+ mit Sternchen“ sind die Ärzte und Pflegerinnen, die mit Herzblut unser Herzkind 24×7 für uns betreuen. Das Ronald McDonald Haus und seine Sponsoren, die uns hier ein „Zuhause auf Zeit“ geben. Alle Verwandten, Freunde, Nachbarn, Bekannte, Follower, Blog-Leser die uns von allen Seiten mit guten Wünschen, Daumendrücken und angezündeten Kerzen überhäufen und uns so Energie geben. Das Case Management in der Uniklinik, die sich um Rezepte, Bescheinigungen, Milchpumpenlieferungen und solches Pipapo kümmern, damit wir da nicht unnütz Energie verschwenden.

Und da ist noch unsere Familie. Ein wenig verstreut im Lande stehen sie eigentlich genauso hilflos der Situation gegenüber wie wir: man kann einfach NICHTS tun.

Außer eines: Normalität zaubern! Hach, wie gut tut „Normalität“! Mit meiner Schwester (also der Tante) und ihren Kindern (also der Cousine und dem Cousin) zusammen auf den Spielplatz, damit die große Schwester Spielkameraden hat. Mit der anderen Tante Facetimen oder ihre in Exil geschickten Geschenke auspacken. Mit Oma und Opa bei der Tante Gulasch essen, damit wir einen leichteren Schichtwechsel haben. Nagellack für die große Schwester von der Cousine! ? In der Innenstadt Eis essen „mit alle Mann“. Andere Gesichter sehen. Die große Schwester nicht immer selbst anschaukeln müssen. Hachz!

Ja, es wäre toll, wenn wir diese Normalität zu viert genießen könnten. Aktuell können es immer nur zwei, denn einer ist immer beim kleinen Bruder alias Herzkind. Aber aktuell zählt nur, dass wir Eltern genug Energie haben um ihn während der Zeit auf der Intensivstation zu begleiten. Denn da nur Eltern zutritt haben, müssen genau diese Eltern auf ihre Energie achten.

Und so kann man mit besserer Energie und besseren Nerven neben einem immer unruhiger, weil wacher werdenden, Baby sitzen und es immer wieder zu versuchen mit „Handauflegen“ zu beruhigen. Das ist unsere Aufgabe der nächsten Tage. Bis wir endlich kuscheln dürfen!

(Aktuell hindert uns ein Langzeit EEG am Kuscheln, dass beim wachwerden checken soll, ob es zu Epileptischen Anfällen kommt.)

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