Baby liegt auf einem Fell auf dem Rücken

Ich versuche gerade das Herzkind in den Schlaf zu stillen, da kommt ein Anruf aus dem UKA. Ein OP-Termin wäre frei geworden. Das Herzkind wird in zwei Wochen operiert.

In mir kriecht so ein Gefühl hoch, ich kann es gar nicht beschreiben. Es kribbelt am ganzen Körper. Ähnlich, wie wenn ich gleich vor 100 Leuten einen Vortrag halten muss. Nervosität pur.

Und ich merke, wie mein Verstand gar nicht zulässt zu Visualisieren, was dann passiert. Mein Verstand hat sich direkt in den „Orga-Modus“ geschaltet. Aktionismus. Bloß nicht nachdenken!

Fragen über Fragen: Wann gehen wir in Selbst-Quarantäne? Nicht, dass wir uns mit einer Erkältung – oder noch schlimmer, Corona – selbst den OP Termin verhageln! Welche Termine nehmen wir noch wahr, welche nicht? Machen wir jetzt noch ne Impfung, oder lieber nicht? Wer wohnt wann wo und mit wem? Ab wann springt die Oma ein?

Gut, dass ich gerade was gegessen habe, mir schnürt sich der Hals zu und ich muss dringend auf Toilette. Mein Körper ist im Stress-Modus. Ab jetzt 14 Tage lang? Dann bin ich ein nervliches Wrack!

Wie schon beim Herzkatheter denke ich aber: zum Glück nur zwei Wochen Nervosität und nicht zwei Monate!

Das Herzkind hat es trotz meines Stresslevels in den Schlaf geschafft. Ich schau ihn an und mir kommen die Tränen. Ich weiß nicht wieso. Wahrscheinlich wieder die Anspannung, die abfällt. Ich habe mit einem Anruf gerechnet. Aber nicht mit so einem frühen Termin.

Wieder schaltet mein Hirn in die Verdrängung. Der Verstand übernimmt: Wir haben so mehr Puffer, falls doch noch mal geschoben werden muss. Jetzt ist das Herzkind fit, das sind gute Voraussetzungen. Weihnachten ist alles geschafft und wir müssen das Thema nicht mit ins neue Jahr nehmen. Wie ein Mantra wiederhole ich das, immer wieder.

Vorfreude ist anders. Aber eigentlich ist es gut so. Bis auf die Tatsache, dass es sich um eine OP am offenen Herzen handelt.

Ich mache dem Aktionismus die Bahn frei. Leute informieren, Termine verlegen, überlegen wo ich schlafen will. Ich darf es verdrängen. Verarbeiten tun wir 2023. ?

Und nun atmen.

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