Ich schaffe es erst jetzt euch das Ergebnis des MRT zu überbringen. Obwohl ein Anfangsverdacht bestand, dass es Auffälligkeiten im Gehirn des Herzkindes gibt, hat es uns ganz schön aus der Bahn geworfen. ?

Im MRT wurde festgestellt, dass das Herzkind irgendwann im Verlauf einen kleinen Schlaganfall oder Infarkt in der rechten Gehirnhälfte hatte. Was das genau für ihn bedeuten wird, kann niemand sagen, aber ein Bereich des Gehirns war nicht gut genug durchblutet.

Gehirne von Kindern und vor allem Babys können wohl viel Ausgleichen, aber auch nicht alles.

Der Professor sagte es zum Herzkind-Papa in der Art: Was er nicht kann finden wir erst dann heraus, wenn er es nicht kann.

Das kann reichen von „wenn er nicht ganz aufwacht, dann kann er nicht ganz aufwachen und er bleibt in einem Dämmerzustand“ bis hin zu „er macht Sport und studiert und fliegt ins All“.

Alle Fragen, die jetzt in eurem Kopf auftauchen haben wir auch, aber es kann sie niemand beantworten. ?

Wir laufen seit dem Ergebnis ein bisschen Kopf- und Orientierungslos durch die Gegend und sitzen vor lauter Hilflosigkeit länger an seinem Bett als sonst.

Unsere größte Befürchtung ist einfach, dass er wirklich stark eingeschränkt sein könnte. Denn eine große Einschränkung für ihn würden auch große Änderungen für unser Leben als Familie bedeuten.

Ich habe morgens keinen Herzkind-Dienst und bin mit der großen Schwester unterwegs in der Stadt. Und ich denke darüber nach, ob das eine erste Übung dafür ist, ihr ein paar Stunden Normalität zu bieten, während der kleine Bruder versorgt wird und der Papa bei ihm ist.

Unser größter Wunsch ist einfach, dass er ein kleines lebenshungriges Kerlchen wird und wir zu viert durch die Gegen streunen können. ?

Das Vertrauen, dass irgendwann alles „gut“ wird und wir da „heile“ herauskommen, hatte ich schon seit der Diagnose. Jedenfalls seit der erste Nebel von damals verschwunden ist. Ich hatte immer das Gefühl „der ist gekommen um zu bleiben!“ Und ich gestehe, dass mir dieses Gefühl in den letzten 24 Stunden irgendwie abhanden gekommen ist.

Bis ich dann endlich wieder in der „Nachmittagsschicht“ an seinem Bett sitze. Da kommt es wieder. So friedlich und selbstverständlich wie er da liegt, wird alles „gut“. Da bin ich mir wieder sicher. Auch wenn das „gut“ nicht im Sinne von „ohne Blessuren“ oder „mit Leichtigkeit“ gemeint ist.

Jetzt wird erst mal bald wirklich das „Aufwachen“ in Angriff genommen. Ein wenig eingelagerte Flüssigkeit steht uns noch im Wege…wie lange er dafür braucht das Wasser loszuwerden und danach aufzuwachen, kann uns aber mal wieder niemand sagen. ? Ungewissheit ist echt mein Erzfeind! ?

Also Daumen drücken fürs baldige, sanfte Aufwachen!!! ???

2 Comments

  1. Regina 9. Juni 2022 at 03:08 - Reply

    Diese Gewissheit, dass es ein Happy end gibt, habe ich auch. Du transportierst diese Energie so wunderbar. Ich bin überzeugt davon: Das hilft seiner Heilung. Da spricht so viel Liebe, Zuversicht und Optimismus aus deinen Texten, ich bewundere dich, wie du hier die Stellung hältst.

    • ClaudiaKamprolf 9. Juni 2022 at 03:15 - Reply

      Ich gebe zu: ich schreibe nicht in meinen verzweifelten Momenten. Wahrscheinlich, weil ich keine Zeit und Energie habe, mich dieser Verzweiflung hinzugeben. ??‍♀️
      Ich bin gespannt, ob und wann das über mich hereinbricht ?

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