Ok, kein professioneller Blogartikel-Titel…aber lest selbst ? ich hab den Artikel heute/jetzt quasi live geschrieben.

Ich liege beim Einschlafstillen und der kleine Mann hat fast die Kurve, da klingelt das Handy. Samstagabend. 18:30 Uhr. Unbekannte Handynummer. Ich gehe ran, nicht dass irgendwas passiert ist!?

Der Professor der Chirurgie ist dran. Er wäre nach seinem Urlaub überrascht gewesen, dass das Herzkind schon den OP Termin hat. Wenn das Herzkind fit wäre, hätten wir noch Zeit. Wir können entscheiden den Termin zu nehmen, oder noch – eventuell bis nächstes Jahr – zu warten.

Jetzt kommt der Titel des Artikels wieder ins Spiel. Aaaaaaaasrghhhh!

Ich stammle was von „wenn die Uniklinik einen Termin nennt, dann hinterfragt man den nicht groß“ und schiebe noch ein „wir wären schon froh, es endlich hinter uns zu haben“ nach.

Ich versuche immerhin noch aus ihm herauszukitzeln, was wir vom zuwarten hätten. Gewissheit, danach länger Ruhe zu haben? Bestätigt er mir nicht. Seine Argumente sind, mehr Kilo wären besser und das Herzkind könne bis dahin noch etwas aufholen.

Ich bin, was Entscheidungen angeht, ja echt super schnell. Aber sie kommt nicht auf, die Intuition. Kein Gefühl von „das ist die richtige Option“ stellt sich ein. Und ich beende das Gespräch damit, mit meinem Mann sprechen zu wollen.

4 Minuten später, spielen meine Gedanken Paintball in der Achterbahn. Aaaaargh!

Weinendes Baby auf dem Arm der Mutter.
Symbolbild „Aaaargh“! ??

Ich gebe zu, schon professioneller Gespräche geführt zu haben. Aber das waren andere Bedingungen. Ich hing zum Beispiel nicht noch mit einer Brustwarze im Baby. ??

Meine Spiegelneuronen (die ja immernoch „Aaaaaaargh!“ rufen), halten das Herzkind vom Einschlafen ab. Der Mann spielt noch mit der großen Schwester. Ich bin zappelig. Als Ventil schreib ich dem Mann und meiner Schwester per WhatsApp ?? immerhin beruhigen sich wenigstens meine Spiegelneuronen ein wenig und das Herzkind schläft ein.

Der Mann und die Tochter kommen ins Schlafzimmer und ich schaffe es, kurz vor der Einschlafgeschichte, den Anruf wiederzugeben. Und da kommt es auch schon das Argument, dass mir hätte einfallen können: unsere Kinder nehmen nicht zu! Warum also warten? Das Herzkind würde in der Zeit nicht so viel größer und schwerer, wie der Chirurg sich das erhofft. Dafür würde es aber körperlich die Fitness betreffend ganz schön abnehmen!

In der Facebook-Gruppe für diese Art Herzfehler (ja, die gibt es!) frage ich nach weiteren Gedanken und Argumenten für und wider. Fünf von sechs sagen „nutzt den Termin jetzt“. Sonst kämen noch Infekte dazwischen. Corona macht alles unberechenbar. Jetzt sei er noch jung und vergisst das Trauma schneller. Jetzt sei er fit und kann sich besser erholen. Weihnachten sei dann hoffentlich alles ausgestanden. Eine von 6 sagt, bei ihrer Tochter würde bis zum 8. Lebensmonat gewartet. Der Operateur hätte da die besten Erfahrungen gemacht.

Und nun sitzen wir auf dem Sofa. Vier Stunden später. Vier Stunden eine Entscheidung diskutierend, die eigentlich nicht unsere sein sollte. Vier Stunden Argumente suchend, die wir weder belegen noch widerlegen können.

Auf einmal haben wir eine Verantwortung, die wir nie haben wollten. Geht bei der OP nächste Woche etwas schief, bleibt der Gedanke daran, dass man sich für den späteren Termin hätte entschieden können. Objektiv gesehen, kann man aber wohl nicht entscheiden, was weniger risikoreich ist. Sonst hätte der Professor ganz klar eine Position bezogen. Aber es ist auch Job des Professors, eine mögliche Wahl weiterzugeben. Aaaargh!

Am Ende der Diskussion steht das Argument: gäbe es einen medizinischen Grund, den OP Termin nicht wahrzunehmen, hätte der Professor die OP offiziell abgesagt.

Und so unsere Entscheidung: Wir werden nicht die aktuell Top-Bedingungen für eventuelle zusätzliche Gramm aufs Spiel setzen!

Bei uns stehen also weiter – oder wieder – die Zeichen auf OP-Entspurt!

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