Die „ersten Male“ nach der Geburt eines Babys sind wahrscheinlich alle die gleichen. Das Baby auf die Brust gelegt bekommen, zählen ob alle Finger und Zehen dran sind, am Baby schnuppern und dem Baby erzählen, dass man seine Mama ist und es immer lieben wird, egal was passiert. ?
Die „ersten Male“ nach der Geburt eines Kindes welches intensiv versorgt werden muss, sind da irgendwie … anders.
Mein Baby auf dem Arm hatte ich das erste Mal nach 50 Stunden. Nur der Papa hatte es im Kreißsaal kurz auf dem Arm, bevor es in den Inkubator gekommen ist, mit dem es auf die Intensivstation gebracht wurde. Nacktes Haut an Haut kuscheln hatten wir in der Zeit im Krankenhaus nicht. Zu stressig alle Routinen und der Zeitplan, zu nervig die Versorgung des Babys mit all den Kabeln und Zugängen. Da müssen wir einiges nachholen! ?
Dass mein Sohn augenscheinlich ein Junge ist, habe ich erst noch einen Tag später gesehen, bei seiner Versorgung durch die Intensivschwester. ?
Das erste Mal selbst gewickelt habe ich ihn bis zur zweiten OP und dann über drei Wochen gar nicht. Wenn an beiden Oberschenkeln Zugänge angenäht sind und das Baby mit dem offenen Brustkorb da liegt, ist man froh NICHT die Windeln wechseln zu dürfen. ?
Am Baby Schnuppern und ihn Knutschen ging erst auf Normalstation. Und das war weniger romantisch. Nach drölfzig aufgeklebten EEG Pinöppeln und ebenso vielen Ablöse-Manövern mit Pflaster-Entferner riecht ein Baby nicht mehr nach Baby. Aber zum Glück kann ich mich nicht daran erinnern, dass mich der Geruch meiner damals frisch geborenen Tochter so geflasht hat, dass ich bei diesem Baby was bahnbrechendes verpasst hätte. ?
Dass ich seine Mama bin, habe ich ihm zwei Mal erzählt. Das erste Mal nach der ersten OP und das zweite Mal nach den 3 Wochen Sedierung…ich hatte das Gefühl, dass wir uns jedes Mal neu begegnet sind. Und beim zweiten Mal hatte ich das Gefühl, dass wir mit der Mama-Kind Beziehung noch mal ganz von vorne anfangen müssen. Zu viel war in der Zeit passiert. ??♀️
Wie gesagt, die ersten Male sind … anders. Aber nicht weniger besonders! Vielleicht ist man bei der ein oder anderen Sache sogar bewusster dabei!?
? ich erinnere mich, dass nach der ersten OP die Frau vom Case Management vorbei kam. Und während des Gesprächs sagte sie: „Ein Pups!“ Da ich davon ausging, dass nicht SIE gepupst hatte, sondern das Herzkind, bin ich voll ausgeflippt! Ein Pups! Warum ich so ausgeflippt bin? Wegen des Darm-Defektes konnte das Herzkind bis zur ersten OP nicht Pupsen. Kam ja nix durch in den Darm, nicht mal Luft! Hachz! Der erste Pups! ♥️
Oder: Das erste mal ohne Monitor unterwegs sein! Haben wir ungefähr 5 Wochen nach Geburt das erste Mal gemacht! Und da war das Herzkind auch das erste mal an der frischen und nicht klimatisierten Luft! ??
Die große Schwester konnte das Herzkind erst nach Entlassung sehen. Also auch 5 Wochen nach Geburt. Wir haben es der Dreijährigen immer wieder erklärt und da sie es nicht anders kannte, hat sie es so akzeptiert ??♀️ nur wir Eltern und anderen Außenstehenden interpretieren da hinein, dass es für sie schade ist den Bruder so spät zu sehen. Sie hat aber schon eine für sie nicht überschaubare Zeit während der Schwangerschaft gewartet. Also geht ihr nichts verloren! ? (Dass das Baby nicht mehr in meinem Bauch ist, hat sie aber verstanden. „Mama, hebst du mir das auf? Du kannst dich wieder Bücken! Das Baby ist nicht mehr im Bauch!“ ???)
Was wir noch erlebt haben? Das erste Mal Sondieren. Das erste Mal Medikamente mit einer Spritze in die Wangentasche geben. Das erste Mal in einem Bett für große Babys (also kein Wärmebett). Das erste Mal Bett vollgekackt.
Ach Claudia, andere Babys kacken auch ihre Betten voll! Jahaaa! Weiß ich! Aber dann ist die Taktik: man geht mit dem Kind zum Wickeltisch und legt zunächst das Baby trocken, legt es dann irgendwo sicher ab und kümmert sich dann ums Bett. Was aber, wenn das Bett auch der Wickeltisch ist und sich das Baby mit Kabeln und Zugängen nur maximal zwei Meter vom Bett entfernen kann? Und auf den Krankenhausboden würde ich es jetzt auch nicht legen ?? ich werde aber die Klingel vermissen und dass dann jemand kommt und mit anpackt. ?
Und es werden noch viele erste Male folgen. Das erste Mal Stillen könnt ihr im Artikel über den Stillstart lesen! https://herzkind-blog.de/2022/07/der-stillstart-fuers-herzkind/
Die ersten Sorgen bei Erkältungen oder Krankheit, wenn wir nicht wissen ob es für Herzkinder schlimmer oder gefährlicher ist. Die ersten Nachuntersuchungen, bei denen wir nicht wissen, ob sich die aktuellen Pläne ändern.
Und darum geht’s im nächsten Artikel…um die ersten ambulanten Termine in den Unikliniken Aachen und Düsseldorf!